Dienstag, 26. Januar 2010

Bestellung beim Universum

Bestimmt fünfzehn Mal hab ich beim Universum bestellt. Es mag ja sein, dass ich mich nicht ganz klar über meine Wünsche geäußert habe. Schließlich handelt es sich bei meiner Bestellung um keinen einfachen Gebrauchsgegenstand. Nein, ich will einen Mann.
„Wie soll er denn sein?“, fragte mich unlängst eine Freundin. „Groß und stark“ waren die ersten beiden Eigenschaften, die mir in den Sinn kamen.
Darf denn das wahr sein? Sind wir hier im Mittelalter stecken geblieben? Ich horche noch mal in mich hinein. Ja, es ist tatsächlich so…. ich wünsche mir einen großen starken Mann. Ich bin zwar selbst nur normalgroß, aber ich möchte das Gefühl haben können, dass er nicht beim ersten Anlehnen meinerseits in die Knie geht, sondern mich halten kann. Ein Muskelprotz sollte er allerdings auch nicht sein, so was stößt mich eher ab.
Meine Freundin bohrte amüsiert weiter. „ Nun gut, das sind ja nur Äußerlichkeiten! Wie soll er denn nun wirklich sein?“ Ich überlegte….es war gar nicht einfach, den idealen Mann in der Vorstellung entstehen zu lassen.
„Ich habe keine Vorstellung!“, meinte ich. „Er soll einfach nett und ehrlich sein.
Er soll sich mit meinen Kindern gut verstehen. Es wäre schön, wenn er musikalisch wäre und gern sänge. Er soll…und das ist das Wichtigste, sich schon ausreichend mit sich selbst auseinandergesetzt haben und wissen, wer er ist und was er möchte.“
„Weißt du denn, wer du bist?“…meine Freundin lächelte weise…
Die geeignete Frage, um mich noch ein bisschen mehr aus der Bahn zu werfen.
Wir philosophierten noch ein bisschen herum, aber es gelang uns nicht, den Idealmann in unseren Köpfen zu modellieren. „Er muss mich zum Schwingen bringen, mir in die Augen schauen und seine Gefühle zum Ausdruck bringen können.“
„Wie willst du ihm denn begegnen?“, fragte ein lieber Freund. „Du bist doch am liebsten zu Hause, gehst kaum weg, wenn dann nur mit Freunden… und dann siehst du ihn ja vielleicht gar nicht. Du musst öfter ausgehen.“
Aber genau das ist ja ein Problem. Ich möchte mich nicht „aufbretzeln“ und toll herrichten, womöglich mit Stöckelschuhen und kurzem Rock in irgendeinem Lokal sitzen und warten. Das bin dann nicht „ich“, die da sitzt, sondern eine Mutation.
Ich hoffe noch immer, dass wir uns einfach über den Weg laufen, beim Hundespaziergang, beim Einkaufen oder beim Bummeln. Er soll mich so kennen lernen, wie ich am liebsten aus dem Haus gehe, in Hosen, T-Shirt ungeschminkt und natürlich.
Klar richte ich mich auch gern mal her und mache mich chic, aber das ist nur eine Facette von mir.
„Versuchs doch mal mit dem Internet!“, meinte eine andere Freundin.“ Ich hab eine Arbeitskollegin, die hat beim dritten Date ihren Traummann getroffen!“ Hab ich doch auch schon probiert und wirklich nette Herren kennen gelernt, aber der Funke ist nie übergesprungen. Meist suchen die Männer im Internet nur körperliche Zerstreuung und glauben, dass wir Frauen da ähnlich denken.
Ich suche so eine Art Beziehung definitiv nicht. Vor allem kann ich es gar nicht leiden, wenn nach dem zweiten Mal Hinundherschreibens schon die Aufforderung zum Sex kommt. Das Kennenlernen läuft irgendwie verkehrt herum ab. Man ist sofort per du, erzählt sich alles Mögliche aus dem Leben, formuliert Wünsche und Vorstellungen…man verhält sich fast wie bei einem Neuwagenkauf. Per Mausklick ordnet man sich zwangsläufig in eine bestimmte Kategorie Frau ein: “ Ich bin zärtlich, liebevoll, geduldig, verständnisvoll….“ Nicht nur einmal kam im Chat die Frage:“ Welche Körbchengröße hast du?“ Da ist schon alles geklärt!
Was eindeutig fehlt, ist die Möglichkeit, ihn zu taxieren, seinen Geruch zu atmen, seine Bewegungen ablaufen zu sehen, sein Äußeres wahrzunehmen, seine Aura zu spüren, einen Blick in seine Augen zu werfen.
Wie fühlt sich sein Händedruck an, wie lächelt er, wie geht er? Das fehlt und das ist schade.
Oft entsteht viel zu schnell eine scheinbare Intimität und Vertrautheit, man fühlt sich dem anderen sehr nahe, lacht laut vor dem surrenden Computer und träumt sich den anderen zu recht. Das erste Treffen ist oft eine herbe Enttäuschung.


Nun, dann versuchen wir es eben anders….
Unlängst hab ich ein bisschen über mein Leben im Allgemeinen gejammert. Eine liebe Freundin stellte mir die Frage, was ich denn wolle? Spontan schoss aus mir heraus: „Ich möchte einen reichen Mann und endlich mal zu Hause bleiben!“ sie meinte, das sei doch wohl kein Problem und das Universum würde sicher umgehend reagieren.
Am nächsten Tag um 9 Uhr in der Früh bekam ich einen Anruf von einer meiner langjährigsten Freundinnen. Sie redete im Kreis herum und ich fragte mich schon langsam, warum sie mich in der Arbeit anruft, wenn sie scheinbar nichts auf dem Herzen hat…. Da kam es: „Ich hab einen Mann für dich!!“
Mir blieb die Spucke weg! Sie erklärte mir kurz, um wen es sich handelte und holte sich meine Zustimmung, mal von ihm kontaktiert zu werden. Ich fand die Situation witzig, natürlich besonders deshalb, weil am Vortag meine Bestellung beim Universum eingegangen war. Aus dem Staunen kam ich gar nicht mehr heraus, als sie mir auf meine Frage, was er denn beruflich mache, Folgendes antwortete: „ Er ist was Höheres in der Bank!“ Gut, dachte ich, das ist der Richtige, prompt geliefert und reich obendrein.
Er rief mich an, und wir verabredeten uns gleich für den nächsten Abend.
Es war wirklich nett! Er ist intelligent, belesen, an Kunst interessiert, musikalisch,
kinder- und tierlieb, humorvoll,….. aber vollkommen uninteressant für mich.
Kein Funke, kein Wunsch, die Geschichte zu vertiefen…von meiner Seite. Er aber war entflammt, hat sich auch schrecklich in seine Phantasien hineingeträumt und in mir die Traumfrau schlechthin gefunden.
Nach dem zweiten Treffen, das mich in eine Art innere Panik versetzte, hab ich jeglichen Kontakt abgebrochen… seine Energie war bedrängend und unangenehm.
Mir stellte sich zum wiederholten Male die Frage, was es mit mir zu tun hätte, dass ich immer wieder so seltsamen Typen begegne. Ich bin nicht ganz schlüssig geworden.
Eines ist mir aber klar geworden! In Zukunft formuliere ich meine Wünsche ans Universum präziser und durchdachter!! Wie genau soll er sein? „Reich“ ist keine Charaktereigenschaft….. tja, so lernt man im Leben!!

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